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Preisgestaltung bei Online-Trainings

Geschrieben von Vanessa Schäfer | Nov 11, 2021 1:11:24 PM

Was darf ein Online-Seminar kosten? Welchen Preis kann ein Weiterbildungsanbieter für ein Webinar aufrufen? Was sind Weiterbildungsinteressierte bereit, für digitales Lernen zu zahlen? Diese Fragen stellen sich Bildungsanbieter seit Beginn der Corona-Pandemie immer wieder. 1:1 denselben Preis wie für eine Präsenzveranstaltung zu veranschlagen, wird nicht funktionieren. Ist der Online-Kurs aber zu günstig, können die Kosten für die digitale Infrastruktur sowie den Organisationsaufwand nicht gedeckt werden. Wo setzt man also an?

Preisfindung ist generell ein komplexes Thema. Gibt es Produkte länger am Markt, etabliert sich in der Regel nach einer gewissen Zeit ein Preisniveau. So müssen Sie als Seminaranbieter wohl nicht mehr lange überlegen, wie Sie eine Präsenzveranstaltung bepreisen. Vielleicht arbeiten Sie ja mit den Tagessätzen für die Kursleitung und zusätzlich einer Aufwandspauschalen für Vor- und Nachbereitung. Vielleicht verwenden Sie aber auch ein anderes Verrechnungsmodell.

Empfehlungen der Verbände

Fehlt es hinsichtlich von Online-Angeboten jedoch an Erfahrungswerten, ist es deutlich schwerer, einen angemessenen Preis festzusetzen. Der Deutsche Berufsverband für Training, Beratung und Coaching (BDVT) hat deshalb im Zuge der Corona-Krise gemeinsam mit der Vereinigung der Businesstrainer Österreichs (VBT) eine Honorarrichtlinie erarbeitet. Als Grundlage wurde eine große Anzahl an Best Practices herangezogen. 

Die Richtlinie kann Ihnen als Orientierung dienen, wenn Sie die Preisgestaltung Ihrer Online-Kurse noch einmal überarbeiten oder Online-Angebote neu in Ihrem Portfolio aufnehmen wollen.

Online-Training

So lautet die Preis-Empfehlung der beiden Verbände für ein Online-Training, das live abgehalten wird: ein Drittel des Präsenztagessatzes für eine 90-minütige Session. Zusätzlich berechnet werden die Kosten für die Vorbereitung sowie das Vertrautmachen mit der Technik und gegebenenfalls einem Co-Trainer, der sich rein um die technischen Komponenten kümmert. Einem Live-Online-Training sollten rund 10 Teilnehmer:innen beiwohnen. Die Schulungsdauer sollte eineinhalb bis vier Stunden betragen.

Webinar

Ein Webinar ist quasi ein online gehaltener Vortrag, der durch eine Frage-Antwort-Session im Anschluss abgerundet wird. Das Gute daran: Die Anzahl der Personen ist unbegrenzt (sofern es die Software hergibt). Als ideale Dauer werden 30 bis 90 Minuten angesehen, wovon etwa das letzte Drittel der Zeit für Fragen genutzt werden sollte. Für Webinare empfehlen die beiden Verbände einen von der Teilnehmerzahl abhängigen Preis pro 90-minütige Einheit:

  • bis 20 Teilnehmer:innen: mindestens 800 Euro
  • ab 21 Teilnehmer:innen: mindestens 1.740 Euro.

Diese Empfehlungen können als theoretische Grundlage für Ihre Preisfindung dienen. Berücksichtigen Sie zusätzlich jedoch auch folgende Punkte:

  • In welchem Preissegment wollen Sie spielen? Basis, Plus oder Premium? Verkaufen Sie sich und Ihr Angebot nicht zu günstig. Wenn Sie den Anspruch haben, sich im oberen Plus-Bereich zu etablieren, dann tun Sie das. Beachten Sie, dass Ihre Kunden jedoch auch Erwartungen an Sie haben, die Sie erfüllen sollten.
  • Welche Qualität haben Ihre Inhalte? Der Preis ist letztendlich auch ein Zeichen der Qualität. Psychologisch verankert ist bei uns der Gedanke: Was nichts kostet, ist nichts wert. Setzen Sie also den Preis zu niedrig an, entstehen Zweifel an der Qualität des Seminars.
  • Welchen Nutzen nehmen die Teilnehmer:innen mit aus dem Kurs und was ist dieser wert? Kommunizieren Sie in der Vermarktung deutlich diesen Nutzen! 
  • Welche alternativen Möglichkeiten haben die Weiterbildungsinteressierte, sich das Wissen, das im Kurs vermittelt wird, zu beschaffen? Welche Kosten würden dabei entstehen? 
  • Welche Umsatzziele haben Sie? Inwieweit fließt der Preis für den Online-Kurs da hinein? Wird das Seminar für Ihr Unternehmen eine zusätzliche Einnahmequelle darstellen? Wenn ja, wie viel wollen Sie damit in einem Jahr verdienen? Der Preis des Kurses muss zu Ihren Zielen passen.
  • Und zu guter Letzt: Welches Image haben Sie als Weiterbildungsanbieter? Sind Sie ein am Markt etablierter Anbieter, der gerne mit fünf Sternen bewertet wird, fällt es Ihnen leichter einen hochpreisigen Kurs an den Mann und die Frau zu bringen, als wenn Sie sich erst ein Branding aufbauen müssen.